Onkologische Patientenbetreuung

Warum brauchen wir Onkolotsen?

08.11.2010, 20:18

Der Gesundheitssektor im Freistaat Sachsen spielt heute bereits eine bedeutende Rolle, welche in der Zukunft – aufgrund der Herausforderungen des demografischen Wandels – noch weiter wachsen wird. Aus diesem Grund hat die Sächsische Krebsgesellschaft e.V. im Rahmen des Ideenwettbewerbes „Demografie und Gesundheit – Ideen für die Zukunft“ des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz einen Projektvorschlag eingebracht, der sowohl die Bewältigung des demografischen Wandels in der Bevölkerung und das damit verbundene vermehrte Auftreten onkologischer Erkrankungen erleichtern soll, als auch neue Chancen zur Steigerung der Anpassungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Beschäftigten und Unternehmen im sächsischen Gesundheitssektor bietet.

Aufgrund der demografischen Entwicklung und der damit verbundenen veränderten Altersstruktur in der Bevölkerung und der verbesserten Diagnosemöglichkeiten und Früherkennungsuntersuchungen werden die Krebsneuerkrankungen auch in Zukunft weiter steigen, während die Überlebensraten sich seit den 70er Jahren verbessern. Die erheblichen Fortschritte in der Behandlung und der damit verbundene Ablauf der Krankheit führen zu einer Chronifizierung der Erkrankung.

Um diesen Entwicklungen Rechnung zu tragen, wurden parallel dazu mit der Entwicklung und Umsetzung nationaler Krebsfrüherkennungsprogramme und der Entwicklung zertifizierter organspezifischer Behandlungszentren durch die Deutsche Krebsgesellschaft e.V. in Zusammenarbeit mit weiteren medizinischen Fachgesellschaften (z.B. Brust, Darm, Prostata und Lunge) versucht, eine flächendeckende und qualitätsgesicherte Versorgung der Bevölkerung sicher zu stellen. In den Organzentren, arbeiten die Spezialisten der beteiligten Fachrichtungen eng zusammen und berücksichtigen unter Einbeziehung niedergelassener Schwerpunktpraxen auch die ambulante Betreuung der Patienten.

Für erkrankte Menschen und ihre Angehörigen bedeutet das in zunehmendem Maße Eigenverantwortung zu übernehmen, um die individuell beste Therapieentscheidung treffen zu können. Dieser Notwendigkeit stehen immer schwieriger überschaubare Behandlungskonzepte und eine Flut von vielfältigen, nicht immer seriösen, Informationsangeboten gegenüber. Betroffene sollten alle Chancen individueller Therapieformen und Behandlungskomponenten nutzen können. Dafür ist sachlicher Rat, eingebettet in Verständnis und Fürsorge wichtiger denn je. Aber auch wenn dann die Therapieentscheidung getroffen wurde, sollten Betroffene nicht allein stehen. Der Weg durch den optimalen Patientenpfad ist schwierig: Fachärzte, Therapieformen und Verlaufskontrollen wechseln sich ab, dazu Terminvereinbarungen für den jeweilig behandelnden Arzt.

Es ist schwer, neben der Krankheitsbewältigung die Übersicht im Patientenpfad zu behalten. Ein Wunsch vieler Krebspatienten ist dabei die Konstanz des Ansprechpartners, der als erfahrener Lotse gemeinsam mit dem Patienten den Weg durch die Therapien beschreitet sowie ein besseres Verständnis der Prozesse und der verschiedenen an der Behandlung beteiligten Mediziner und Pflegekräfte sowie der möglichen weiteren Ansprechpartner im Gesundheitssystem (z.B. Beratungsstellen, Rehabilitations-Einrichtungen, Krankenkassen, Rentenversicherungsträger etc.) entwickeln hilft. So kann dem Patienten sowie seinen Familienangehörigen geholfen werden, aus der gefühlten Verunsicherung durch verschiedene Therapie-Ansätze und beteiligte Ärzte herauszutreten, das Vertrauen in die Behandlung zu stärken und eine aktivere Rolle im Behandlungs- und Genesungsprozess einzunehmen.

Dabei sind umfassende Informationen zu medizinischen Themen verfügbar. Sehr viel weniger umfassend und teilweise kaum strukturiert sind jedoch die Informationen und die Unterstützungsbasis zu den Strukturen und Prozessen bei der Behandlung einer Krebserkrankung, den daran beteiligten Menschen und Institutionen, ihren Aufgaben, Angeboten sowie den relevanten eigenen Mitwirkungsrechten und Notwendigkeiten. Hier sollen die neuen Onkolotsen aktiv werden und die Patienten und Ihre Angehörigen tatkräftig unterstützen.

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